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Rödelsee (Druckversion)

zusammenleben: Dorfkirchen

Die Kirchen von Rödelsee

Im Jahr 1190 weihte Bischof Otto von Eichstätt die Rödelseer Kirche dem  Hl. Bartholomäus. Dieser war ein Jünger Jesu, der in Kleinasien missionierte  und dort sein Martyrium erlitt: Bei lebendigem Leib wurde ihm die Haut  abgezogen. 

Seit dem 12. Jahrhundert wird er daher mit einem Schindmesser  dargestellt. Viele Berufe erkannten sich in diesem Messer wieder und verehrten ihn: Gerber, Metzger, Schneider oder auch Weingärtner. 

Die komplizierten Machtverhältnisse unter den Ortsherren ließen in Rödelsee die konfessionelle Zugehörigkeit mehrfach wechseln, bis schließlich Protestanten und Katholiken gleichermaßen im Ort lebten. Ab 1651 nutzten sie die Bartholomäuskirche als Simultankirche gemeinsam für Gottesdienste.

Wirklich einig waren sich die beiden Kirchengemeinden aber nicht: Vor allem über Instandhaltungskosten für die Kirche wurde gestritten, bis sie 1770 ein Blitz zerstörte. Wer sollte sie nun wieder aufbauen? 

Die Konfessionen schlossen einen Vergleich: Wer zuerst das nötige Geld für den Neubau beschaffen würde, sollte auf dem alten Bauplatz bauen dürfen. Die evange-lische Gemeinde sammelte Spenden in halb Europa und begann mit dem Wiederaufbau, die Katholiken errichteten wenig später ihren Neubau nur einige Meter entfernt.

So entstanden fast zeitgleich zwei äußerlich ähnliche Kirchen: Die evangelische Bartholomäuskirche wurde 1780 geweiht, die katholische Bartholomäuskirche drei Jahre später.  Die besondere Konfessionsgeschichte ist in Rödelsee Verpflichtung zur Ökumene: Bräuche wie Sternsingen, Karfreitagsratschen, ökumenische Kirchennacht, Kirchweih und Weinleseandacht erfolgen gemeinschaftlich.

Der ökumenische Kindergarten ist sogar ein Modellprojekt. Selbst ein „ökumenischer Kirchenwein“ wurde bereits gekeltert – aus Trauben aus dem Weinbergsbesitz beider Kirchen.

http://www.roedelsee.de//de/freizeit-tourismus/wanderwege-in-und-um-roedelsee/wein-und-wahrheit/zusammenleben-dorfkirchen